Fairerweise muss man sagen, wer weiß, ob VR heute so präsent wäre ohne die damalige DK1 Kickstarter Initialzündung?
Ist die Risikokomponente nicht von vorn herein klar? Natürlich hofft nie auf einen Totalausfall der Investition und blendet das auch mehr oder weniger aus, aber möglich ist es doch immer. Aber kann den Ärger nachvollziehen und hab auch großen Respekt vor den Leuten, die sich an sowas beteiligen.
Ein gewisses Risiko war mir natürlich bewusst. Allerdings wurde hier bewusst mit einem fast fertigen Produkt geworben ("'kein Papiertiger!") und Prototypen an alle möglichen Youtuber gestreut. Die Kickstarter-Kampagne war ja auch mehr als erfolgreich....was da alles an Geld eingesammelt wurde... und nicht nur da. Wo ist das hin? Im Vorfeld ("Kollekte") beste Kommunikation, danach kurze Hinhalte-Taktik und schließlich "Radio Silent". Nach einer kurzen Weile haben die Vögel sich nicht mal mehr die Mühe gemacht einen Einzeiler zu verfassen. Warum auch? rechtlich müssen Sie ja (offensichtlich) nix befürchten und Kickstarter hat ja sein Geld.
Ich habe ja nun auch schon einige KS Projekte gebacked, und bislang nur einen Totalausfall gehabt (FeelThree). Bei Yaw 2 habe ich mein Gerät, aber diejenigen hier im Forum, die noch auf ihres warten, werden vermutlich auch gerade etwas skeptischer auf das Projekt blicken, weil die Firma gerade finanzielle Probleme hat und die Lieferungen an Backer erstmal gestoppt zu haben scheint. Bei YawVR handelt es sich ja sogar um eine Firma, die bereits erfolgreich ein Produkt etabliert hatte, und trotzdem diese Probleme. Es ist seit dem Ausbruch der Corona Pandemie aber auch ein besonders volatiles Umfeld, in dem sich Unternehmen bewegen, was das Risiko stark erhöht hat. Mein Fazit nach diesen Jahren lautet daher, dass man es vernünftigerweise eigentlich nicht tun sollte. Jedenfalls wenn man es als eine Art Kauf betrachtet. Die Vorteile sind dann eher dürftig: man bekommt wahrscheinlich einen günstigeren Preis. Die Nachteile? Das Produkt ist meist noch in Entwicklung, es besteht laut KS Anforderungen ein Prototyp. Es sind häufig unerfahrene Entwickler, die nicht nur die Herausforderungen des Produktes selber meistern müssen, sondern auch all die ökonomischen Rahmenbedingungen nicht genau kennen. Wenn sie das Produkt je fertigstellen, muss es sich noch zeigen, ob es auch wirklich gut ist, oder lediglich die Specs erfüllt, aber dennoch nicht rund läuft. Gerade dieser letzte Aspekt ist für mich ein sehr wichtiger: es werden jeden Tag irgendwelchen neuen Produkte von Firmen angekündigt, und da sage ich mir auch immer, mal abwarten, wieviel vom Marketingglanz noch über ist, wenn die ersten Reviews draußen sind, sei es Beamer, Receiver, neue GPU‘s, you name it. Da komme ich gar nicht auf die Idee, anzunehmen, dass das alles garantiert so toll ist, wie das Marketing Video einem weismachen will. Bei KS tendiere ich aber dazu, viel unkritischer zu sein. Dabei sollte man eher noch kritischer sein, weil diese Leute noch weniger Ahnung haben davon, ob sie es überhaupt hinbekommen werden. Der einzige Grund, KS Projekte zu backen ist eigentlich, wenn man davon überzeugt ist, dass sich sonst niemand finden wird, der so etwas kommerziell rausbringen will, und man auch mit Gefahr des finanziellen Totalverlusts diese Technologie puschen will. Also wie beim Oculus KS. Bei einigen Produkten sollte man lieber schauen, was gibt es da bereits auf dem Markt, und will ich nicht so etwas kaufen, auch wenn‘s teurer ist und nicht ganz so viel kann: da weiss ich aber, ob ich‘s bekomme, und wie gut es ist - und auch wann. Weil viele KS Projekte sich um Jahre verzögern. Dann gibt‘s natürlich noch diese Liebhaber Projekte, etwa ein Buch über Douglas Adams, über Monkey Island, die habe ich gebacked weil das sicher erscheinen wird, da muss ja nichts technisch funktionieren, die müssen da nur irgendwas zusammenschreiben, und es geht um wenig Geld, also kein nennenswertes Risikoprofil.
